Mit dem smarten Fitnessband Straffr soll ein kontrolliertes, umfassendes Muskeltraining gelingen. Das klappt, zeigt unser Schnelltest. Doch Straffr sollte noch nachlegen.
Für Fitnesseinheiten im Urlaub oder Park sind elastische Bänder praktisch: klein und transportabel. Mit Fitnessbändern lassen sich unzählige Übungen umsetzen und Muskeln im ganzen Körper kräftigen.
Nachteile haben sie aber auch: Zum einen ist es schwierig, den Widerstand optimal zu dosieren und beim nächsten Training vergleichbar zu wiederholen. Systematisch trainieren lässt sich so kaum. Zum anderen besteht durch die große Bewegungsfreiheit des Bandes insbesondere bei Neulingen die Gefahr, Übungen nicht sauber auszuführen.
Das smarte Fitnessband des deutschen Startups „Straffr“ soll das ändern. Die Firma integrierte einen Widerstandssensor ins Band, der sich per Bluetooth mit der zugehörigen App koppeln lässt. So soll das Training gemessen und dokumentiert werden. Übungsvideos und Trainingsprogramme liefert die App mit. Kostenpunkt für das Anfängerband: rund 100 Euro.
Hält das Band, was Straffr verspricht? Im Schnelltest mit zwei Sportwissenschaftlern haben wir geprüft, inwiefern und für wen das smarte Band ein sinnvolles Ganzkörpertraining ermöglicht. Außerdem untersuchten wir es im Labor auf Schadstoffe.
Die gute Nachricht: Mithilfe des Widerstandssensors im Band und dem Feedback der App schult und kontrolliert Straffr tatsächlich den korrekten Bewegungsablauf der Übungen – davon können vor allem Einsteiger profitieren.
Das ist ein großer Vorteil des smarten Bands gegenüber herkömmlichen Fitnessbändern, es kostet aber auch ein Vielfaches. Außerdem zeigt die App die Vielfalt der Übungen auf, die mit einem Fitnessband möglich sind.
Damit sich das Straffr-Band vollumfänglich nutzen lässt, koppelt es sich per Bluetooth mit der zugehörigen App. Dafür erforderlich ist ein Mobiltelefon oder Tablet mit Android (ab Version 8.0) oder iOS (ab Version 9.0).
Besonders wirbt Straffr für die Trainingseinheiten mit sechs (mehr oder weniger) prominenten Trainern und Trainerinnen. Auch unsere Experten finden diese Videos für Fitness-Einsteiger geeignet. In den Videos erklären die Sportler die Übungen und geben Hinweise auf die korrekte Haltung, was Fehlbelastungen vorbeugt. Doch zum Zeitpunkt unseres Tests im Juni 2022 gab es pro Trainer nur wenige Videos.
Weiter bietet die App unter anderem Trainingseinheiten für einzelne Muskelgruppen, einzelne Herausforderungen wie eine Push-Up-Challenge (Liegestütze), aber auch Trainingspläne über drei bis vier Wochen. Das Angebot ist bislang insgesamt aber überschaubar. Die unterschiedlichen Kategorien hatten unsere Experten recht schnell durchtrainiert.
Mehr als die geringe Auswahl störte uns, dass die Übungen in vielen Videos zu Beginn nicht noch einmal erklärt werden. Da bleibt nur: vor dem Training die Beschreibungen der Übungen lesen und probeweise testen. Aus Sicht unserer Fitness-Experten kommt in den meisten Workouts zudem das Aufwärmen zu kurz.
Erklärungsbedürftig sind auch Messwerte, über die die App Statistik führt. Was sich hinter verbrauchten Kalorien, der Gesamttrainingsdauer oder der Gesamtlast in Tonnen verbirgt, ist recht klar. Doch zu Begriffen wie „Time under Tension“ hätten wir laienverständliche Informationen erwartet.
Für abgeschlossene Trainingseinheiten können Punkte gesammelt werden. Abgesehen davon bietet Straffr keine weiteren Funktionen, die zum Sport motivieren. Selbst die Einheiten der Trainingspläne mussten wir selbstständig planen. Erinnerungen an anstehende Einheiten sendete die App nicht.
Ein Kernversprechen von Straffr ist das personalisierte Training. Auf der Website steht: „Die App passt die Workouts an Deine Ziele und Dein Fitnessniveau an.“ Insofern war es nicht verwunderlich, dass die App bei der Einrichtung biometrische Daten, Trainingsziele und Fitnesslevel abfragte – „um Übungen auf dich abzustimmen“.
Im Test fütterten wir die App mit unterschiedlichen Körpermaßen, Fitnesslevel und -zielen. Dennoch war für uns nicht erkennbar, dass die Trainings und Übungen umfassend an die jeweiligen Angaben angepasst wurden. Unabhängig vom angegebenen Fitnesslevel blieb etwa die Anzahl der Wiederholungen gleich.
Lediglich über die Pausendauer zwischen den Übungen lässt sich das Training etwas anpassen. Eigene Trainings können im „Konfigurator“ aus dem Übungskatalog zusammengestellt werden – manuell, nicht automatisiert.
Ansonsten bleibt die Wahl des Bandes selbst: Es gibt ein türkises und ein rotes Band. Das türkise Band leistet geringeren Widerstand als das rote und ist für Einsteiger gedacht.
Ob rot oder türkis, beide Bänder bestehen laut Anbieter aus medizinischem Silikon und sind latexfrei. Sie halten laut Anbieter-Website mehr als anderthalb Jahre – ordnungsgemäße Nutzung vorausgesetzt. Die Haltbarkeit haben wir nicht überprüft, hoffen aber, dass die Bänder in der Praxis länger durchhalten und nicht schon nach 1,5 Jahren zu Elektroschrott werden. Immerhin: Schadstoffe fand unser Labor im Material von Band und Sensorgehäuse nicht.
Das Straffr-Band hat Potenzial, hält aber nicht alles, was der Anbieter verspricht. Es ist ein kompaktes Gerät für vielseitiges Ganzkörpertraining. Die Investition von rund 100 Euro lohnt sicht vor allem für Einsteiger, die lernen wollen, wie sie ein Fitnessband richtig einsetzen. Allerdings müssen sie sich viele Übungen selbst „erarbeiten“, da viele Videos selbst die Übungen nicht explizit erklären.
Damit das Training langfristig interessant bleibt, sollte Straffr das derzeit recht überschaubare Angebot der Trainingsvideos ausbauen. Und das Versprechen eines personalisierten Trainings umfassend einlösen. Nach unserem Eindruck erhebt die App die vielen persönlichen Daten bisher ohne sie für ein individualisiertes Training zu nutzen – sportlich ist das nicht.
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