Nach knapp zehn Jahren ist Felix Magath wieder zurück in der Bundesliga.
Sein Ruf – Schleifer, sein Spitzname – „Quälix“, sein Lieblingsutensil – der Medizinball, sein derzeitiger Auftrag – Hertha BSC in acht Spielen vor dem Abstieg retten. Felix Magath (68) gilt als Old-School-Trainer, der knallharte Disziplin nicht nur einfordert, sondern sie bisher in jeder Truppe auch durchgesetzt hat. Nach knapp zehn Jahren ist er zurück in der Bundesliga. Hinter dem harten „Quälix“ steckt auch ein weicher Felix. Das ist Magaths Welt.
Manche lachen noch über dieses Sportgerät, das vor ungefähr 150 Jahren in den USA erfunden wurde. Magath sagt: „Das interessiert mich nicht. Ich mache meine Arbeit ja nicht, um öffentlich gut dazustehen, sondern um möglichst viel Leistung von meinen Spielern zu bekommen. Komischerweise: Der Medizinball ist gar nicht so verpönt, wie es scheint. Ein Roger Federer im Tennis benutzt ihn auch.“
Ex-Bundestrainer Jogi Löw genoss immer seinen Espresso. Magath dagegen trinkt bei Pressekonferenzen immer Tee. „Am liebsten Grünen Tee, da rühre ich auch gerne drin herum“, so Magath.
Magath gehört zu den intelligentesten Trainern der Branche. Er ist ein Taktikfuchs und Menschenkenner. Kein Wunder, sein Hobby ist Schach. Wie er dazu kam, hat einen traurigen Hintergrund. „Ich bin, als ich 1978 mit Hepatitis im Bett lag und Kortschnoi gegen Karpow auf den Philippinen gesehen habe, dem Hamburger Schach-Klub beigetreten. Ich habe übers Schachspiel fast alles für die Fußball-Theorie gelernt.“
Kabinengespräche zwischen Magath und Spielern können auch mal ohne Worte stattfinden. Der Trainer kann schweigen und einfach nur auf eine Reaktion des Profis wartet. Ein Schachspieler eben …
Als Trainer legt er Wert auf Zweikampf und Disziplin, aber er hat höchsten Respekt vor kreativen Einzelleistungen. Er fordert sie sogar. Kein Wunder: Magath war in den 1980er-Jahren als Mittelfeldspieler eine Ikone der höheren Spielkultur. Künstler und Strippenzieher auf dem Platz. Sein Tor für die Geschichtsbücher: Mit einem 28-Meter-Schuss zum 1:0 machte er den HSV 1983 im Endspiel gegen Juventus Turin zum Europokalsieger der Landesmeister.
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Eigentlich ist sein erster Vorname Wolfgang. Ab dem Teenageralter wollte er nur mit seinem zweiten Namen Felix angesprochen werden, den Namen seines Vaters, einem US-Soldaten aus Puerto Rico, den er bis dahin nicht kennengelernt hatte. „Wenn mein Vater dagewesen wäre, hätte sich mein Leben vollkommen anders entwickelt“, so Magath. Erst viel später im Leben traf er seinen Vater.
Magath beteiligt sich immer wieder an Spendenaktion, besonders für Kinder. Als er 2011 als Nicht-Abstiegsprämie eine Luxuskarosse von Bentley im wert von 250.000 Euro bekommen sollte, wollte er lieber sechs VW-Busse haben und spendete sie sozialen Einrichtungen.
„Es wird viel zu viel über Nebensächlichkeiten geredet und geschrieben. Die Hauptsache, das Fußballspielen, ist in den Hintergrund getreten“, mahnt Magath seit Jahren. Unangenehme Wahrheiten spricht er offen aus. Magath: „Ich bin ein Mensch der polarisiert. Die einen finden mich gut, die anderen nicht.“
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